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Wedel - Wappen

Zur Einführung schreibe ich allgemein über Wappen, danach über das Wedel-Wappen.

Wenn man sich mit Wappen beschäftigt, kommt man an Johann Siebmacher nicht vorbei. Sein erstes Wappenbuch (1) erschien 1605. Danach entstand ein Sammelwerk von 119 Bänden mit 130.000 Wappen. Einige Passagen aus Siebmachers „Vorrede und Erinnerung des Autors an den günstigen Leser“ finde ich wichtig und möchte ich hier zitieren:

Die alten Deutschen haben ihre Schilde sehr hoch geachtet. Sie haben als größte Schmach gehalten, wenn einer seinen Schild nicht wieder aus der Schlacht gebracht, dann ist derselbe aller Ehren entsetzt und nicht mehr wert erachtet worden, daß jemand mit ihm geredet oder gehandelt habe welches etlichen so weh getan, daß sie sich selbst umgebracht haben. Dahero wird zu unseren Zeiten noch der Gebrauch gehalten, daß der trefflichen Helden und wohlverdienten adlichen Geschlechts Wappen in die Kirchen zum ewigen Gedächtnis und bei Begräbnissen aufgehängt und in den Grabstein gemacht werden. Hierbei kann man unerinnert auch nicht lassen, daß die alten Deutschen nicht allein die Figur, Balken, Sparren und anderen Merkzeichen in den Schilden, sondern auch die Farben in großer Acht gehabt haben. Es ist aber gleichwohl nichts Neues, daß mit dem letzten Namensträger einer Familie, Schild und Helm, auch Schwert, zum Zeichen, daß dieselben sonst niemand zu führen oder zu gebrauchen Macht haben und also der ganze Stamm aufgehört und erloschen sey, mit begraben werden. Daraus ist abzunehmen, wie trefflich und hoch und allewege die Schilde geachtet und derentwegen viel daran gelegen, allen Fleiß anzuwenden, dass in einem jeden Stamm und Geschlecht, dieselben mit ihren Farben und Eigenschaften recht und unverfälscht erhalten werden, dahin auch meine Arbeit gerichtet ist.

Aufbau und Bestandteile eines Wappens (*2)

Das Vollwappen besteht aus Schild, Helm, Helmdecken und Helmzier. Die Verwendung verschiedener Formen und Arten von Schild und Decken sowie verschiedener Helme gibt Auskunft über die Zeit, in der das Wappen entstanden ist. Gemeint sind die Kunststile der Gotik um 1150, der Renaissance seit Ende des 15. Jrh., des Barok 1600 - 1730 und des Rokoko 1720 - 1780.

Der Schild

Der Schild des Uradels ist der Dreieckschild. Ab etwa 1500 findet man hauptsächlich den Rundschild. Die prachtliebende Zeit der Renaissance verdrängt auch die Rundschilde, und es entstehen reich verzierte Schildformen verschiedenster Art. Als Farben werden die beiden „Metalle“ verwendet: Gold und Silber, außerdem Rot, Blau, Grün und Schwarz. Naturfarben kommen nur vor für menschliche Gesichter und unbekleidete Körper. Bei der Darstellung auf Stoffen wie Fahnen oder Wimpel und im Druck nimmt man Gelb für Gold und Weiß für Silber.

Der Helm

Bis zum Ende des 13 Jrh. wird der Topfhelm für das Wappen verwendet. Daraus entwickelt sich der Kübelhelm vom Ende des 13. Jrh. bis zum Ende des 14.Jrh. Auch bei der Darstellung der Helme hielt man sich an den jeweiligen Kunststil der Zeit, in der das Wappen gemalt wurde.

Die Helmdecken

Aus der Züricher Wappenrolle 1335 - 1345, und aus Gelre´s Wappenbuch geht hervor, daß die ersten Helmdecken hinten bereits ein wenig über den Helm heabhingen.Dann nahm die Größe der Decken zu. In Grünberg´s Wappenbuch von 1484 werden erste Auszaddelungen der Decken gezeigt. In der Zeit der Renaissance wandelt sich die Helmdecke zu einer üppigen Entfaltung, die das ganze Wappen beherrscht. Für die Decken werden die zwei Hauptfarben des Wappens gewählt. Dabei kommt Gold oder Silber auf die Innenseite, die andere Farbe auf die Außenseite.

Die Helmzier

Die Sitte, den Helm zu verzieren, entszeht an der Wende vom 12. zum 13. Jrh. In der Helmzier wiederholt sich bei vielen Wappen das Schildbild. Als Verbindung zwischen Helm und Helmzier wird ein gewundener Stoffwulst in den Farben der Helmdecken verwendet.

Die Wappenbeschreibung

In der Heraldik spricht man von Blasonierung. Das ist die Beschreibung, mit der möglichst prägnant, ein Wappen wiedergegeben wird. Ein in dieser heraldischen Kunstsprache beschriebenes Wappen kann ein Fachmann in eine korrekte Zeichnung umsetzen. Beachten muß man, daß die Wappenbeschreibung vom Schildträger aus gedacht ist. Man nennt also rechts, was vom Betrachrer aus links ist, und umgekehrt.

Das Wappen der Herren v. Wedel

Im Genealogischen Handbuch des Adels lautet die Wappen-
beschreibung: „In Gold ein schwarzes Richtrad mit 16 scharf gezahnten Zacken und 8 Speichen. (Später erscheint statt der Radnabe ein Kopf und endlich ein Mannesrumpf in von Schwarz und Rot gespaltenen Gewande mit gleichfarbigem Hute innerhalb der gezahnten Radfelge). Auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken der Mannesrumpf wachsend“.

Ludolf v.Wedel-Parlow schreibt dazu in „Die Wedel in acht Jahrhunderten“(3): Seit Ende des 14. Jahrhundert ließ die Lust am Verzieren und Ausschmücken allmählich die Radnabe zu einem Kopf werden, und schließlich füllte ein Mannesrumpf mit halben Armen das Innere des Rades an Stelle der Speichen aus“. Durch Familienbeschluß der pommersch - märkischen Wedel im Jahr 1892 wurde mit Königlicher Genehmigung die ursprüngliche Form des Rades wieder eingeführt. Gleichzeitig eingeführt: die einheitliche Schreibweise „v.Wedel“. Zuvor schrieb sich die Familie mit zwei ll, also Wedell. Die Form des Schildbildes mit dem Mannesrumpf innerhalb der Radfelge findet sich noch heute bei den gräflichen Wedelschen Linien in Ostfriesland, Norwegen und Dänemark.

Das Wappen der Grafen von Wedel

Wappen EverburgDas Wappen hat vier Felder (quadriert): Feld 1 und 4 in Blau zwei silberne Türme, verbunden mit einer Pforte versehenen Mauer. Feld 2 und 3 in Gold 7 durch eine goldene Krone gestochene rote Fahnen mit silbernen Kreuz. Auf dem Herzplatz des Schildes eine rote gezahnte Radfelge, darin in von Gold und Silber gespaltenen Feld ein von Blau und Rot gespaltener Mannesrumpf mit gleichfarbigem Hute und goldener Schnur.

Siegel

Die frühesten Darstellungen des Wappens findet man auf den ersten Siegeln. Als Beispiel das Dreieck-Siegel des Hinrici de Wedele und das große Rundsiegel von seinem Sohn - ebenfalls Heinrich de Wedele. Beide Siegel - Urkunden vom 21.05.1303 und 14.02.1304 angehängt - zeigen das Rad mit 8 Speichen und 16 scharf gezahnten Zacken, wie es jetzt noch geführt wird.


Literatur:

(*1) J.Siebmachers Wappenbuch von 1605, Harenberg Edition, Bibliophile Taschenbücher 693, Dortmund 1994.

(*2) „Das Wedel-Wappen, Seine Wandlungen in sieben Jahrhunderten“. Dietrich und Leberecht v.Wedel, Bockenem 2019.

(*3) Ludolf v.Wedel-Parlow: „Die Wedel in acht Jahrhunderten“, Würzburg 1951, S. 7.


 

 

   
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